Leberzirrhose

Als Leberzirrhose bezeichnen Ärzte das Endstadium einer Lebererkrankung, die mit einer ausgeprägten Bindegewebsvermehrung und Zerstörung der Leberläppchen und damit einem weitgehenden Ausfall der Leberfunktion einhergeht. Hier erfahren Sie mehr über die Leberzirrhose. In weiteren Beiträgen geht es um andere Lebererkrankungen wie toxische Leberschädigungen, die Fettleber, die Leberentzündungen Hepatitis B und C sowie die Leberfibrose.

Definition einer Leberzirrhose

Eine Leberzirrhose ist das Endstadium fast aller chronischen Lebererkrankungen. Sie kann sich über Jahre bis Jahrzehnte entwickeln. Durch den wiederholten Ablauf von Gewebeuntergang und -regeneration hat das Bindegewebe (Narbengewebe) in der Leber mehr als die Hälfte des Organs eingenommen und einen großen Teil der Leberläppchen zerstört.

Die Leberfunktion ist auf einen kritischen Wert gesunken und die Leberdurchblutung durch die Verhärtung und Schrumpfung des Organs stark behindert. Das Blut aus der Pfortader kommt nur noch wenig mit Leberzellen in Kontakt, was unter anderem auch die Entgiftungsleistung der Leber stark beeinträchtigt. Das Blut der Pfortader wie auch der Leberarterie staut sich vor der Leber zurück. Der entstandene Hochdruck in der Pfortader verursacht wesentliche Symptome und Komplikationen der Leberzirrhose. Der Zustand ist nicht mehr rückgängig zu machen. Wirksame Hilfe verspricht nur eine Lebertransplantation.

Ursachen einer Leberzirrhose

Die Ursachen der Leberzirrhose sind weitgehend dieselben wie bei der Leberfibrose. Die häufigsten Ursachen in Deutschland sind langfristiger hoher Alkoholkonsum, der etwa für die Hälfte der Fälle verantwortlich ist, und eine chronische Virushepatitis (Hepatitis B oder Hepatitis C). Die folgende Übersicht fasst die wichtigsten Ursachen einer Leberzirrhose zusammen:

  • langfristiger hoher Alkoholkonsum
  • (sonstige) dauerhaft einwirkende Lebergifte
  • langfristige Medikamenteneinnahme
  • chronische Virushepatitis (Hepatitis B oder Hepatitis C)
  • Fettleberhepatitis
  • chronische Stauungshepatitis (z.B. bei schwerer chronischer Herzschwäche)
  • länger andauernde Stauung der Gallenflüssigkeit in der Leber
  • Autoimmunerkrankungen der Leber oder der Gallenwege
  • seltene erbliche Ursachen (z.B. Hämochromatose, Morbus Wilson, Alpha-1-Antitrypsin-Mangel) 

Symptome und Komplikationen bei einer Leberzirrhose

Bei einer Leberzirrhose können alle unspezifischen und spezifischen Beschwerden und Symptome von Lebererkrankungen auftreten. Zusätzlich kann eine Leberzirrhose mit einigen Komplikationen einhergehen. Zu den wesentlichen Komplikationen einer Leberzirrhose gehören:

  • gefährliche Blutungen aus Krampfadern der Speiseröhre („Ösophagusvarizen“) oder des Magens mit Bluterbrechen oder schwarzem Stuhlgang („Teerstuhl“)
  • verstärkte Blutungen bei Verletzungen oder operativen Eingriffen wegen der leberbedingten Störung der Blutgerinnung
  • leberbedingte Störung der Gehirnfunktion („hepatische Enzephalopathie“) infolge der verringerten Entgiftungsfunktion der Leber
  • Leberkrebs
  • Auszehrung
  • erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
  • eine Störung der Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) 

Die wichtigsten Komplikationen bei einer Leberzirrhose werden im folgenden Abschnitt näher erläutert.

Krampfadern in der Speiseröhre oder im Magen und Blutungen

Stark erweiterte Venen (Krampfadern) in der Speiseröhre und im Magen entstehen durch den erhöhten Druck in der Pfortader. Das vor der Leber gestaute Blut benutzt diese Krampfadern als Umgehungskreislauf um die Leber herum. Vor allem die Krampfadern in der Speiseröhre („Ösophagusvarizen“) sind verletzungsanfällig. Durch schlecht gekaute, scharfkantige Speisereste, aber auch schon durch starke Dehnung, etwa beim Erbrechen, können sie einreißen und heftig bluten. Das Blut kann erbrochen werden oder durch den Magen-Darm-Trakt abfließen.

Wird es verdaut, erscheint es im Stuhlgang als zähe, schwarze Masse, die der Arzt als „Teerstuhl“ bezeichnet. Blutungen bei Leberzirrhose sind besonders gefährlich, denn die Erkrankung führt auch zu einer Störung der Blutgerinnung. Die Bildung wichtiger Gerinnungsfaktoren und auch des Wachstumsfaktors, der die Bildung der Blutplättchen anregt, ist bei Leberzirrhose stark vermindert.

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Krampfadern in der Speiseröhre sind Zeichen einer fortgeschrittenen Leberzirrhose (© PD DR. ANTON GILLESSEN)

Leberbedingte Störung der Gehirnfunktion

Eine weitere Komplikation der Leberzirrhose ist die leberbedingte Störung der Hirnfunktion („hepatische Enzephalopathie“). Sie ist eine Folge der eingeschränkten Entgiftungsleistung der Leber. Normalerweise wandelt die Leber das vor allem aus dem Darm stammende giftige Ammoniak im Blut in den harmlosen Harnstoff um, der mit dem Urin ausgeschieden wird. Erreicht diese Entgiftungsleistung einen kritischen Tiefstand, gelangt zu viel Ammoniak in das Gehirn und stört dessen Funktion.

Nicht nur Ammoniak, sondern auch andere Giftstoffe wie Merkaptane und Gamma-Aminobuttersäure können eine leberbedingte Störung der Hirnfunktion verursachen. Merkaptane sind auch verantwortlich für den typischen Atemgeruch bei schweren Lebererkrankungen. Neben Müdigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit nimmt die Reaktionsfähigkeit ab.

Das Führen eines Fahrzeuges oder Bedienen von Maschinen mit hohem Gefährdungspotenzial kann für die betroffenen Patienten und ihre Mitmenschen zu riskant werden. Die Störung der Gehirnfunktion kann sich bis zum Leberkoma (tiefe Bewusstlosigkeit) entwickeln.

Leberkrebs

Auf dem Boden einer Leberzirrhose entwickelt sich häufiger Leberkrebs (Leberzellkarzinom) als in einer gesunden Leber. Patienten mit Leberzirrhose werden daher regelmäßig untersucht, um den Krebs möglich frühzeitig zu erkennen.

Diagnose einer Leberzirrhose

Zur Diagnose einer Leberzirrhose kommen alle im Abschnitt Befunde (Diagnostik) genannten Verfahren infrage. Dazu zählen:

  • Anamnese (Befragung des Patienten zur Vorgeschichte, zu seinen Risikofaktoren und zu den aktuellen Beschwerden)
  • körperliche Untersuchung
  • Laboruntersuchung (Leberwerte, Routinelabor, Nachweis von Hepatitisviren)
  • bildgebende Verfahren: z.B. Ultraschall (Sonografie), Computer-Tomografie (CT), Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT)
  • Gewebeentnahme (Leberbiopsie)
  • Bauchspiegelung (direkte Ansicht der Leber über ein Endoskop)

Im Ultraschall-Bild sieht die zirrhotische Leber uneinheitlich-knotig aus. Ihr Rand ist nicht dünn und glatt wie im Normalfall, sondern wulstig verdickt und gewellt. Die Zahl und Größe der Blutgefäße und Gallengänge in der Leber sind vermindert. Der Ultraschall zeigt auch Flüssigkeit im Bauchraum (Aszites) und gegebenenfalls eine vergrößerte Milz.

Mit speziellen Ultraschall-Verfahren (zum Beispiel Farbduplex-Sonografie) lassen sich ein verringerter Blutfluss in der Pfortader und ein erhöhter Widerstand in der Leberarterie nachweisen. Weitere bildgebende Verfahren und die Leberbiopsie tragen zur genauen Diagnose bei. Aus verschiedenen Untersuchungsbefunden kann ein Punktwert (der sogenannte Child-Pugh-Score) errechnet werden, der eine Einteilung des Schweregrades der Leberzirrhose ermöglicht.

Behandlung einer Leberzirrhose

Zur Behandlung muss der leberschädigende Einfluss abgestellt werden. Das bedeutet oft den Verzicht auf Alkohol bzw. das Absetzen eines Medikamentes, das die Leber schädigt. Außerdem muss der Mangel an bestimmten Substanzen (zum Beispiel Vitamine, Aminosäuren) ausgeglichen werden. 

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Bei einer Leberzirrhose wandelt sich das Lebergewebe in Narben- und Bindegewebe um

Bei nachgewiesenem Zink- oder B12-Mangel können diese Substanzen gezielt verabreicht werden. Wichtig ist auch die ausreichende Energiezufuhr mit der Nahrung. Die Erhaltung der noch vorhandenen Leberfunktion kann durch ein pflanzliches Arzneimittel mit Mariendistel-Extrakt gefördert werden. Spezielle Ursachen der Leberzirrhose werden mit speziellen Verfahren behandelt, zum Beispiel die Eisenüberladung der Leber bei Hämochromatose mit Aderlässen oder eine Autoimmunhepatitis mit Kortison.

Lebenswichtig ist die Akutbehandlung von Komplikationen, wie zum Beispiel die Blutstillung und der Blutersatz bei Ösophagusvarizen-Blutungen, die Behandlung der leberbedingten Störung der Hirnfunktion oder eines entstandenen Leberkrebses. Bei einer leberbedingten Störung der Hirnfunktion wird pflanzliches Eiweiß meist besser als tierisches Eiweiß vertragen. Neben abführenden Mitteln wie Lactulose kann auch Ornithin-Aspartat als entgiftende Substanz eingesetzt werden.

Bakterielle Infektionen oder Blutungen im Magen-Darmbereich sollten als Ursache ausgeschlossen werden, da auch diese Ereignisse eine leberbedingte Störung der Hirnfunktion verursachen können. Aktuell laufen auch Untersuchungen zu dem Antibiotikum Rifaximin, welches die Produktion bestimmter Giftstoffe im Darm hemmt und dadurch offenbar auch einige Episoden der leberbedingten Störung der Hirnfunktion verhindert. Für eine generelle Empfehlung müssen jedoch noch weitere klinische Daten erhoben werden.

Wenn die Zirrhose voranschreitet und sich die Komplikationen nicht mehr erfolgreich behandeln lassen, bleibt als letzter Ausweg nur die Lebertransplantation.