Mariendistel - die Heilpflanze mit heiligem Namen

Hinter dem Namen ‚Mariendistel‘ (lat. Silybum marianum) verbirgt sich eine bedeutende Heilpflanze mit vielfältigen Eigenschaften. Ihr Haupteinsatzgebiet ist die Leber – das wichtigste Organ des menschlichen Stoffwechsels. So dient beispielsweise die Reinsubstanz Silibinin des Wirkstoffes als lebensrettendes Medikament bei der Knollenblätterpilzvergiftung.

Zunächst ein paar Fakten: Die Mariendistel gehört zu der Familie der Korbblütler. Das ein- bis zweijährige Kraut wächst bevorzugt in trockenen und warmen Gebieten. Die reifen Früchte der 60-150 cm großen Pflanze sind ungefähr 6-7 mm lang, besitzen eine glatte, meist bräunliche Oberfläche und tragen an ihrer Spitze einen weißen, seidigen Pappus. Nach einer Legende geht das besondere Merkmal dieser Pflanze – die weißen Streifen der Blätter – auf die Milch von Maria, der Mutter von Jesus, zurück.

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Die Mariendistel (© Madaus Gmbh)

Während der Flucht nach Ägypten stillte Maria ihren Sohn unter einer Mariendistel und dabei tropfte Milch auf die Blätter. Diese erhielten dadurch weiße Streifen und die Pflanze den heiligen Namen ‚Mariendistel‘.

Geschichte mit einer langen Tradition

Die Anwendung der ‚Mariendistel‘ als Heilpflanze lässt sich weit zurückverfolgen. Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus war die positive Wirkung von Mariendistelpräparaten bekannt, im 16. Jahrhundert kamen sie bevorzugt bei Erkrankungen von Leber und Galle zum Einsatz und erlebten Mitte der 60er Jahre in Mitteleuropa einen erneuten Aufschwung. Moderne, standardisierte Mariendistel-Präparate sind seit 1969 erhältlich.

Obwohl der Einsatz der Mariendistel bei Lebererkrankungen und -problemen auf eine lange Tradition zurückgeht, begannen Wissenschaftler erst vor rund 40 Jahren, sich für den Wirkmechanismus der Heilpflanze zu interessieren. Zwischenzeitlich gehört Silymarin zu dem am besten untersuchten und dokumentierten Lebertherapeutikum. Vor allem in den letzten Jahren wurden etliche Studien zu verschiedenen Krankheiten wie Leberzirrhose und Hepatitis C veröffentlicht.

Die Wirkstoffe Silymarin bzw. Silibinin – Stars der Mariendistel-Präparate

Silymarin – das standardisierte Extrakt aus den Mariendistelfrüchten – enthält vier Hauptbestandteile (Silibinin, Silidianin, Silicristin und Isosilibinin). Silibinin, das circa 60-70 % von Silymarin ausmacht, ist die Hauptkomponente des Wirkstoffes. 

Mariendistel-Präparate gibt es in zwei Darreichungsformen:

  • Die Reinsubstanz Silibinin wird intravenös als Gegengift (Antidot) bei der akuten Knollenblätterpilzvergiftung verabreicht. Dieses rezeptpflichtige Medikament verschreiben Ärzte bei bestehendem Verdacht auf eine Knollenblätterpilzvergiftung.
  • Die vier Inhaltsstoffe der Pflanze (Flavonoidverbindungen), die als Silymarin bezeichnet werden, kommen oral bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen und bei Leberzirrhose zum Einsatz. Ein weiteres Anwendungsgebiet von Silymarin sind toxische – beispielsweise durch Medikamente, Industriegifte und Alkohol verursachte – Leberschäden. Wichtig für Patienten mit Leberproblemen: eine Leber-Kur mit Silymarin. Orale Silymarin-Präparate sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, zum Beispiel von Legalon®

Wirkmechanismus der Mariendistel – vielfältig und zuverlässig

Silymarin/Silibinin ist ein pflanzliches Heilmittel, dem in der Lebertherapie ein besonderer Stellenwert zukommt. Denn: die Substanz verfügt über genau die Eigenschaften, die für ein Lebermedikament wichtig sind. Deshalb setzt auch Legalon® auf die heilende und natürliche Kraft der Mariendistel und hat einen Mariendistel-Spezialextrakt patentieren lassen.

Die Wirkung des Silymarins/Silibinins auf die Leber beruht auf mehreren Angriffspunkten bzw. Wirkmechanismen:

  • Direkte Beeinflussung der Leberzellmembran
  • Abfangen freier Radikale
  • Beschleunigung der Leberzellregeneration
  • Hemmung der vermehrten Bildung von Bindegewebe (Fibrosierung) 

Direkte Beeinflussung der Leberzellmembran

Silymarin/Silibinin kann verhindern, dass bestimmte Gifte in die Leberzelle gelangen. Dies betrifft im Wesentlichen das Gift des Knollenblätterpilzes. Durch Silymarin/Silibinin werden die Bindungsstellen bzw. die Transportsysteme des Giftes an der Leberzellmembran besetzt und so die Membran „abgedichtet“. D. h. das Gift kann nicht mehr in die Zelle eindringen und dort die Eiweißsynthese hemmen, was letztendlich zu Leberversagen führt. Außerdem verhindert Silymarin/Silibinin, dass das Gift in den Magen-Darm-Kreislauf gelangt. Insgesamt erhöht die Substanz die Widerstandsfähigkeit der Zellmembran gegenüber schädigenden Einflüssen, indem es Interaktionen mit der Zellmembran eingeht.

Radikalfängerfunktion der Mariendistel

Als Radikalfänger reagiert Silymarin/Silibinin mit den so genannten freien Radikalen. Dadurch wird die Entstehung dieser aggressiven Verbindungen verhindert bzw. eingedämmt und die körpereigenen Radikalfängersysteme (z. B. Glutathion) entlastet. Außerdem verhindert der Radikalfänger Silymarin/Silibinin Schäden an der Zellmembran und unterbindet den Ausstrom von Zellinhaltstoffen wie z. B. von Eiweißmolekülen, die für den Stoffwechsel wichtig sind (Enzyme).

Leberzellregeneration durch Silymarin und Silibinin

Silymarin/Silibinin kann die Produktion von Eiweißen in der Leberzelle anregen und die Regeneration von bereits geschädigtem Lebergewebe beschleunigen. D. h. die Zellen teilen sich schneller und neue Leberzellen werden gebildet. Die vermehrte Zellteilung findet nur statt, wenn das Lebergewebe durch Giftstoffe geschädigt oder eine Operation stark verkleinert wurde. 

Verhinderung der vermehrten Bildung von Bindegewebe

Die positive Wirkung von Silymarin/Silibinin bei einer schon bestehenden Leberzirrhose beruht auf der Hemmung der Ablagerungen von Struktureiweißen des Bindegewebes (Kollagen). Es liegen aktuell Daten beim Menschen vor, die zeigen, dass der Wirkstoff der Mariendistel die Vermehrung von Bindegewebe hemmt. Weitere kontrollierte Studien sind erforderlich, um die genaue Bedeutung und das Ausmaß des Effektes von Silymarin/Silibinin hierbei zu klären.

Verträglichkeit der Mariendistel

Eine weitere gerade für Patienten sehr wichtige Eigenschaft des Silymarin/Silibinins ist seine gute Verträglichkeit. In höherer Dosierung kann das Präparat abführend wirken. Patienten, die gegen Korbblütler allergisch sind, wird empfohlen vor der Einnahme mit einem Arzt Rücksprache zu halten. 

Exkurs - HIV-Medikamente und die Mariendistel

Es kann zwischen Silymarin/Silibinin und HIV-Medikamenten (Protease-Inhibitoren und NNRTI) sowie anderen Medikamenten wie Antibiotika zu Wechselwirkungen kommen. Laborversuchen zufolge hemmt der Wirkstoff der Mariendistel die für die Verstoffwechslung von Medikamenten verantwortlichen Enzymsysteme der Leber.

Wie klinische Versuche zeigten, wurden unter Silymarin/Silibinin in Kombination mit dem Proteasehemmer Indinavir keine entscheidenden Veränderungen der Medikamentenspiegel im Blut festgestellt. HIV-Patienten sollten vorsichtshalber die Einnahme entsprechender Präparate mit ihrem Arzt absprechen und eventuell den Blutspiegel der HIV-Medikamente überwachen.

 

Literatur:
www.hivreport.de/index_4839_de.html
Elke Leng-Peschlow und Anke Strenge-Hesse (1999): Eigenschaften von Flavonolignanen (Silymarin) aus Silybum marianum und ihre Verwendung in der Medizin, Phytotherapie Research, Bd. 10, S.25–26
Detlef Schuppan et al. (1998): ZFA, Heft 11/12
Hildebert Wagner und Markus Wiesenauer (2003): Phytotherapie, Stuttgart
Manfred Wiese, Mariendistel und Silymarin, Evidenz und Empfehlungen für die Praxis, 23. Schweizerische Tagung für Phytotherapie, Baden, 20. November 2008